Description
Walter Linck stammt aus einer Künstlerfamilie, der Vater Ernst Linck ist Maler. 1918–1920 Ausbildung an der Gewerbeschule, Bern, 1920–1921 an der Kunstgewerbeschule, Zürich, 1921–1925 an der Akademie der Bildenden Künste, Berlin. 1927 Heirat mit der Keramikerin Margrit Daepp. 1927, 1928 und 1930 erhält Linck den eidgenössischen Preis für freie Kunst. 1930–1941 lebt das Paar abwechslungsweise in Paris und in Bern. Freundschaft mit Alberto Giacometti, Serge Brignoni und Germaine Richier. Der Krieg zwingt das Ehepaar zur Rückkehr in die Schweiz. Niederlassung in Reichenbach. 1943 zerstört Linck sein figuratives Werk und wendet sich der Abstraktion zu. In den 1950er Jahren Abwendung von der klassischen Bildhauerei, erste konstruktive Eisenplastiken und kinetische Mobiles entstehen. Lincks grosses Vorbild, neben Giacometti, bleibt der Amerikaner Alexander Calder. Mit den Eisenplastiken kommt der internationale Erfolg: Teilnahme an der Biennale von Venedig (1956, 1966), an der documenta von Kassel (1959) und an der Biennale von São Paulo (1963). Retrospektive 1965 in der Kunsthalle Bern. Linck stirbt 1975 in Bern.
«Orbit», also der Weltraum, ist die letzte, grosse Eisenplastik Walter Lincks. In Form und Gestalt erinnert sie an eine überdimensionierte Harfe. Linck knüpft damit formal an die in den 1960er Jahren entstandenen Arbeiten «Fleur du ciel» und «Harpe animée» an. Nach der Zerstörung seines Frühwerkes wurde Linck auf die Musikalität als bildhauerische Qualität aufmerksam. Der Rhythmus als Richtung anzeigendes Moment, das in Schwingung gebrachte Material und die Horizontalen und Vertikalen entfalten eine Dynamik, die sich auf den Betrachter überträgt. Lincks kinetische Plastiken gleichen fein aufeinander abgestimmten Instrumenten. Die Verknüpfung von Fläche, Linie und Körper ermöglichen eine einzigartige Kunsterfahrung. «Ich bin so präzis wie möglich, aber mit dem Rechenstab kann man nicht formen, man muss es sich erträumen». «Orbit» ist im Werkkatalog von 1994 unter der Kat.-Nr. 132 verzeichnet.
2017/Susanne Schneemann
Provenance
Walter Linck, Reichenbach/BE (1970–1972); Schweizerische Eidgenossenschaft.
Quelle: Archiv der Kunstsammlungen des Bundes, Bern