Description
(Maria Anna) Angelika (Catharina) Kauffmann war in ihrer Zeit das, was man heute einen Superstar nennen würde. Sie wuchs als Tochter des Kirchenmalers und Porträtisten Joseph Johann Kauffmann von Chur auf. Das Talent zum Malen erkennt und fördert ihr Vater bereits im Kindesalter, sie gilt als Doppelbegabung und wird auch als Sängerin geschult. 1762 gehen Joseph und Angelika Kauffmann auf der Suche nach Aufträgen und zur weiteren Ausbildung der Tochter nach Florenz, dort begegnen sie dem Historienmaler Benjamin West und dem Kunsttheoretiker Johann Joachim Winkelmann. Man befand sich auf der sogenannten «Grand Tour», eine Bildungsreise die von Venedig und Florenz nach Rom und schliesslich Neapel führte. Das Porträt Winkelmanns (Kunsthaus Zürich), das Angelika Kauffmanns Reputation als ausserordentliche Malerin begründet, entstand 1765 in Rom. 1766 geht sie allein nach London, ihr grösster Förderer wird Joshua Reynolds, der erste Direktor der Royal Academy, der sie und Mary Moser als Mitglieder akzeptiert und 1769 an der ersten Ausstellung der Akademie teilnehmen lässt. Ihr Geld verdient Kauffmann von Anfang als Porträtistin. Sie ist ökonomisch ausgesprochen erfolgreich und bleibt auch in ihren beiden Ehen unabhängig. 1807 stirbt sie in Rom. Ihre Büste wird neben dem Bildnis von Raffael im Pantheon in Rom aufgestellt. Eine grössere Ehre wurde zu diesem Zeitpunkt keiner Künstlerin zuteil.
Im Selbstbildnis ist die Künstlerin Malerin und Modell zugleich. Angelika Kauffmann zeigt sich in einer kostbaren Robe und mit einem pelzverbrämten Samtmantel bekleidet, in der Hand hält sie einen goldenen Kohlehalter, die Zeichenmappe steht zugeklappt auf ihrem Knie. Die etwas unordentlich über den Rand der Mappe herausschauenden Blätter erwecken den Eindruck, als habe die Künstler ihre Arbeit nur kurz unterbrochen, um sich dem Betrachter zuzuwenden. Das Werk, das die Künstlerin auf dem Höhepunkt ihrer Karriere zeigt, wurde 1945 von der Gottfried Keller Stiftung aus dem Lausanner Kunsthandel erworben.
2018/Susanne Schneemann
Provenance
Angelika Kauffmann, London? (1780/1781–?); Landammann Seiler, Wil/SG [=Carl Georg Jacob Sailer, 1817–1870?] (?–?); Bertsch, Lausanne/VD (?–1945); Schweizerische Eidgenossenschaft.
Quelle: Archiv der Kunstsammlungen des Bundes, Bern