Beschreibung
Giovanni Segantini, 1858 in Arco geboren, das damals zu Österreich gehörte, durchlebte eine schwierige Kindheit. In Mailand nahm er zuerst Zeichen- (1875–1878), dann Malunterricht (1878–1879) an der Brera. Nach dem er den ersten Preis an der Nationalen Kunstausstellung von 1879 erhalten hatte, brach er seine Ausbildung ab. Die Mailänder Galeristen Vittore und Alberto Grubicy verschafften ihm Aufträge und machten ihn mit den neuesten Entwicklungen in der Kunst bekannt. Auf eine Phase mit dunkeltonigen bukolischen oder religiösen Darstellungen, die der Künstler in Brianza malte (1880–1885), folgten die ersten im Freien gemalten Landschaften in der Art der Macchiaioli, der italienischen Impressionisten. 1886 liess er sich in Graubünden nieder, wo er die divisionistische Maltechnik entwickelte, die seine reifen Werke auszeichnen und ihn zu einem Erneuerer des Alpenpanoramas und der Darstellung des Landlebens machen. Der in vielen nationalen und internationalen Ausstellungen gefeierte Künstler blieb zeit seines Lebens staatenlos. Sein früher Tod riss ihn mitten aus der Arbeit an einem Gemäldezyklus, der als Alpentriptychon bekannt geworden ist.
Die «Rückkehr aus dem Wald» wurde 1898 von der Eidgenossenschaft erworben. Die mit Kohle und Farbstift auf Papier ausgeführte Zeichnung ist eine exakte Wiederholung des Gemäldes mit demselben Titel von 1890. Im Vordergrund ist eine Frau zu sehen, die einen mit Holz beladenen Schlitten über den Schnee zieht. Ihr Ziel ist ein Dorf, dahinter hebt sich eine Bergkette vor dem Abendhimmel ab. Ein schwarzer Strich umrahmt die Szene, die in Savognin spielt. Das Dorf, das Segantini immer wieder gemalt hat, bildet den Hintergrund zu einer symbolistischen Darstellung des harten Lebens im Winter: Mitten in einer Welt aus Schnee und Eis, die in feiner Farbabstufung gezeigt werden, steht der Mensch in seiner Verlassenheit. Sie wird noch gesteigert durch das Bedrückende der Bergkette, die Mühsal – unterstrichen durch den in der Verkürzung gezeigten Weg – und das auf dem Schlitten liegende, tote Holz sowie der alles bedeckende Schnee. Der Winter steht hier stellvertretend für den Tod. Das Gemälde ist im Werkverzeichnis des Künstlers unter der Nummer 413 verzeichnet.
2018/Misia Bernasconi//Übersetzung: BAK LING
Provenienz
Giovanni Segantini, Savognin/GR (1890/1892–?); [Giuseppe?] Marozzi, Milano (?–1898); Confederazione Svizzera.
Fonte: Archivio delle Collezioni d'arte della Confederazione, Berna
Literatur
Annie-Paule Quinsac, Segantini. Catalogo generale, 1982, Kat.: 413.