Idealbildnis des Kaisers Justinian
um 1514 - 1515
Inventarnummer
GKS228
Objekttyp
Gemälde
Masse
69.5 x 68 cm
Beschreibung
Ambrosius Holbein (1494–1519) und sein jüngerer Bruder Hans (1497/1498–1543) erhielten ihre erste Ausbildung in der Werkstatt ihres Vaters, Hans Holbein d. Ä. (1465–1524), in Augsburg. 1515 arbeitete Ambrosius Holbein für den Schaffhauser Maler Thomas Schmid an einem Freskenzyklus im Kloster St. Georgen in Stein am Rhein. Um 1515 war er in Basel, wo er möglicherweise mit seinem Bruder als Geselle in der Werkstatt von Hans Herbst tätig war. 1517 wurde er in die «Zunft zum Himmel», der Basler Zunft der Maler, aufgenommen, 1518 erhielt er das Bürgerrecht der Stadt am Rheinknie. Nach 1519 sind keine Zeugnisse mehr für das Leben und Wirken von Ambrosius nachweisbar, weshalb angenommen wird, dass der Künstler im Alter von 25 Jahren starb. Entsprechend klein ist sein künstlerisches Oeuvre, das auch aus diesem Grund im Schatten der Werke seines jüngeren Bruders steht. Nur rund zehn Gemälde von der Hand von Ambrosius Holbein sind überliefert. Sein grafisches und druckgrafisches Werk ist wesentlich umfangreicher, da er für verschiedene Basler Verlage Illustrationen entwarf und ausführte. Berühmt geworden sind vor allem seine Handzeichnungen zum ‹Lob der Torheit› von Erasmus von Rotterdam, an denen auch sein Bruder mitgearbeitet hatte. Ambrosius Holbein wird dieses Gemälde vor allem aufgrund der Schein-Architektur zugeschrieben. Der Dargestellte, den eine Inschrift als Kaiser Justinian ausweist, ist von aufwendig gestalteten Versatzstücken aus der Architektur der Renaissance umgeben. Er steht an einem Pult, auf dem ein aufgeschlagenes Buch liegt, und hält ein Zepter in der rechten Hand, dessen Zeigefinger zugleich auf eine Textstelle zu deuten scheint. Er trägt eine schwere Kette um den Hals und eine Bügelkrone auf dem Kopf. Justinian, der – von Konstantinopel aus – nur noch über den Ostteil des römischen Reichs regierte, gilt bis heute als einer der mächtigsten und gelehrtesten Herrscher der Spätantike. Seine wichtigste Leistung war die Herausgabe der Gesetzestexte des Römischen Rechts im Codex Justiniani, der nach seiner Wiederentdeckung im Hochmittelalter bis heute auf unsere Rechtsprechung Einfluss nimmt. Zwei in Format und Darstellung ähnliche Gemälde mit den Bildnissen des griechischen Mathematikers Ptolemäus bzw. des lateinischen Dichters Vergil im Kunstmuseum Basel sowie eines weiteren Bildes mit dem Porträt von Cicero in (amerikanischem?) Privatbesitz lassen vermuten, dass die vier Holztafeln ursprünglich zu einem Zyklus gehörten, der für das Basler Rathaus geschaffen worden war. Im damaligen humanistischen Denken standen die vier herausragenden Persönlichkeiten der Antike stellvertretend für die Gebiete der Justiz, der Philosophie, der Poesie und der Politik. Das Werk wurde 1900 von der Gottfried Keller-Stiftung angekauft und ist im Werkverzeichnis der Malerbrüder Holbein unter der Nummer A.H.2 verzeichnet. 2018/Susanne Schneemann
Erwerbungsjahr
1900
Provenienz
Ambrosius Holbein, Basel (1514/1515); A. Rittmann, Basel (?–1900); Schweizerische Eidgenossenschaft. Quelle: Archiv der Kunstsammlungen des Bundes, Bern
Sammlung
Gottfried Keller-Stiftung
Standort
Kunstmuseum Basel