Beschreibung
Barthélemy Menn wurde 1815 in Genf als Sohn einer Familie geboren, die aus dem Bündnerland und aus der Waadt stammte. In jungen Jahren deutete nichts auf eine zukünftige künstlerische Karriere, ausser vielleicht seine Ablehnung des Schulunterrichts. Mit 16 Jahren wurde er zu Lugardon in die Lehre geschickt, danach setzte er seine Ausbildung in Paris bei Ingres fort, der zu den angesehensten Künstlern seiner Zeit gehörte. 1835 folgte Menn seinem Lehrer nach Italien, wo er drei Jahre blieb und Werke grosser Meister kopierte. Danach kehrte er nach Paris zurück und schloss sich den Landschaftsmalern der Schule von Barbizon, vor allem Daubigny und Corot, an. Zu seinen Freunden zählten auch Chopin und Delacroix. Da Menn mit seiner Malerei keinen Erfolg hatte, kehrte er 1843 in seine Geburtsstadt Genf zurück, die er bis zu seinem Tod 1893 nicht mehr verliess. Menn sah schnell ein, dass er auch in Genf mit seiner damals noch völlig unbekannten Freilichtmalerei auf keine Anerkennung hoffen konnte. Er verzichtete darum auf jede Ausstellungstätigkeit, zerstörte sogar einen Teil seines Werks und widmete sich dem Unterricht an der Zeichenschule von Genf. Zu seinen bekanntesten Schülern zählen Ferdinand Hodler und Edouard Vallet. Seine Zeichenkunst und seine Malerei betrieb Menn nur noch für sich. Die drei Ausstellungen mit Werken seiner französischen Malerfreunde, die Menn 1857, 1859 und 1861 in Genf organisierte, blieben vollkommen unbemerkt.
Das Zentrum des kleinen und undatierten Bilds wird von einer Böschung eingenommen, an deren Ränder ein paar Bäume wachsen. Im Hintergrund weiden zwei Kühe, über der Szenerie liegt ein bedeckter Himmel, durch den sich ein paar zaghafte Sonnenstrahlen stehlen. Die bescheidene Landschaft, die einen späten Nachmittag im Sommer zeigt, entfernt sich mit ihrem subtilen Spiel von Licht und Schatten weit von der damals erfolgreichen, aufsehenerregenden Alpenmalerei. Die weder bedrohliche noch spektakuläre Naturdarstellung fand zu ihrer Zeit wenig Beachtung, Erfolg war ihr erst in den Werken der Maler Corot und Daubigny beschieden. Das Gemälde wurde 1923 von der Gottfried Keller-Stiftung bei einem Kunsthändler in Genf erworben.
2016/Ingrid Dubach-Lemainque//Übersetzung: BAK LING
Provenienz
Barthélemy Menn, Genève (1850/1855–?); G. Lador, Commerce d'art, Genève (?–1923); Confédération suisse.
Source: Archives des Collections d'art de la Confédération, Berne