Beschreibung
Der 1595 in Bern geborene Künstler entstammte einer Künstlerdynastie. Sein Vater Hans Jakob Plepp, der schon verstarb, als Joseph Plepp noch ein Kleinkind war, stammte aus Biel und war Glasmacher. Sein Grossvater mütterlicherseits, Daniel Heintz der Ältere, war Architekt in Bern, und seine Onkel waren Architekten und Maler. Über die Ausbildung und Jugend von Plepp ist wenig bekannt, vermutlich lernte er in Bern den Beruf des Zeichners und Architekten. Sein Name erschien ab 1622 in Zusammenhang mit Aufträgen des Landvogts, insbesondere für die Gestaltung der Fassade seines Schlosses in Büren an der Aare, sowie mit Arbeiten am Berner Münster und der Ausführung des Käfigturms in Bern. Zusätzlich zu seiner Arbeit als Werkmeister führte er ein Malatelier in Bern, wo er sowohl öffentliche als auch private Aufträge ausführte. Gemeinsam mit dem Maler Albrecht Kauw, einem Zeitgenossen, spielte er eine massgebliche Rolle bei der Einführung von Stillleben und der frühbarocken Landschaftsmalerei in Bern. Plepp verkörperte das humanistische Ideal des gelehrten Künstlerarchitekten, der theoretisches und praktisches Wissen vereinte. Er verstarb 1642 in Bern.
Dieses Stillleben ist eines der wenigen signierten und datierten Gemälde von Plepp. Es gibt ein Pendant dazu: Stillleben mit Kirschen und Himbeeren (GKS985). Das Bild zeigt auf einer Damasttischdecke und auf Zinntellern angerichtete Kirschen, Käse und Salat sowie ein Glas Rotwein, ein Messer, Aprikosen und Nelken, was auf die sommerliche Jahreszeit hinweist. Die diskrete Präsenz einer Fliege auf dem Tischtuch als einziges lebendiges Element im Bild ist ein traditioneller Bestandteil dieses in Nordeuropa verbreiteten Genres. Die einfache Mahlzeit und die bescheidenen Masse des Werks rücken es in die Nähe der «Ontbijtj» (wörtlich «Mahlzeitenstillleben») aus Holland und Süddeutschland, die Plepp vermutlich als Vorbild dienten. Das Gemälde wurde 1948 gemeinsam von der Gottfried Keller-Stiftung und dem Kunstmuseum Bern gekauft.
2020/Ingrid Dubach-Lemainque//Übersetzung: Myriam Walter
Provenienz
Joseph Plepp, Bern (1632–?); Hubert Wernli, Biel (?–1946); Hubert Wernli, Biel und Galerie Fischer, Luzern [zu je 50 %] (12.9.1946–5.6.1948); Galerie Theodor Fischer, Luzern, Lot 2571 (Auktion vom 5.6.1948); Schweizerische Eidgenossenschaft.
Quelle: Archiv der Kunstsammlungen des Bundes, Bern