Beschreibung
Félix Vallotton, Sohn einer alteingesessenen Familie von Vallorbe, verliess als 16-Jähriger die Schweiz, um sich in Paris zum Künstler ausbilden zu lassen. Er besuchte die Académie Julian und liess sich in der Hauptstadt Frankreichs nieder. 1900 nahm er die französische Staatsbürgerschaft an, ohne auf seine schweizerische zu verzichten. Zu Beginn seiner Laufbahn machte er sich einen Namen mit Porträts, die seine Bewunderung für Holbein verraten. Es folgten Arbeiten auf den Gebieten des Stilllebens, der Landschaft und des Genres. In der Zeit, in der sich Vallotton der Gruppe der Nabis um Bonnard und Vuillard anschloss – 1893 bis 1900 – setzte seine Beschäftigung mit dem Holzschnitt ein. Angeregt durch die japanischen Drucke und die frühe Fotografie entwickelte er eine unvergleichliche Meisterschaft im Holzschnitt. Er wurde zum grossen Erneuerer dieser bis ins 19. Jahrhundert hinein vernachlässigten Gattung, und sein Einfluss machte sich bis zu Edvard Munch und Ernst Ludwig Kirchner bemerkbar. Vallotton gelang es schon früh, an den Salons von Paris auszustellen, er beteiligte sich jedoch auch an den kantonalen Ausstellungen seines Ursprungslands und nahm an den Nationalen Kunstausstellungen der Schweiz von 1891 und 1914 teil. 1909 erhielt er eine Einzelausstellung im Kunsthaus Zürich. Dank seinem Bruder, dem Kunsthändler Paul Vallotton, war sein Werk bereits zu Lebzeiten in der Romandie stark verbreitet, aber auch in der deutschsprachigen Schweiz hatte er seine Sammler, allen voran die Familie Hahnloser von Winterthur.
Die festliche Strassenszene mit einer Menschenmenge in Zylindern im Vordergrund versetzt uns sofort in die französische Hauptstadt, der Vallotton mehrere Werkgruppen gewidmet hat. Wir erahnen die Perspektive der Rue Royale, die zur Kirche La Madeleine führt, erkennbar an ihrer neoklassizistischen Säulenfassade. Weiter sind die Ecke eines Gebäudes im Haussmann-Stil und eine typische Pariser Plakatsäule zu erkennen. Die gleichmässigen dunklen Farben, die das Bild dominieren, werden durch den Kontrast der bunten Luftballons aufgelockert, die vom Wind davongetragen werden und dem Bild seinen Titel verleihen. Das Bild wird 1977 durch die Gottfried Keller Stiftung erworben und ist im Werkverzeichnis des Künstlers unter der Nummer 343 erfasst.
2018/Ingrid Dubach-Lemainque//Übersetzung: BAK LING
Provenienz
Félix Vallotton, Paris (1897–?); Paul Vallotton, Lausanne/VD (?–1937); Marcel Guérin, Paris (1937); Musée de l'Athénée, Genève (1937–1977); Confédération suisse.
Source: Archives des Collections d'art de la Confédération, Berne